IGA Frühlingstreffen / GV 2020 vom 8. März 2020

Ein Treffen im Zeichen des Corona-Virus

In diesem Frühling fiel der Termin für unsere GV mit dem zusammen, was wir damals ganz naiv als massive Einschränkungen des Alltags durch die Corona-Schutzmassnahmen betrachteten. Im Vorfeld des Termins hatten wir im Vorstand zwar über eine mögliche Verschiebung oder gar Absage nachgedacht, aber eigentlich war der Fall klar: Das Treffen kann durchgeführt werden, wenn auch mit einigen Schutzmassnahmen und fleissigem Händewaschen und –desinfizieren. Aus aktueller Sicht paradiesische Zustände!
Ein paar wenige Angemeldete hatten sich zwar wegen Krankheit oder aus Vorsicht abgemeldet, aber am Sonntagmorgen trafen sich doch 23 Albatrösler zur GV. Der Ablauf war eigentlich wie immer: Am Vormittag ein ungezwungenes Treffen zum Fachsimpeln, zu Kaffee und Kuchen und zum Betrachten und Kommentieren der mitgebrachten Modelle. Am Nachmittag dann der offizielle Teil, die GV.
A propos, die Modellausstellung war weniger reichhaltig als auch schon. Toni Löpfe brachte zwei voluminöse Segler mit, einen Mösch-Schulgleiter sowie ein Retro-Gerät aus der weitläufigen Verwandtschaft der Lazy-Bees (ein runder Kubikmeter Ostschweizer Luft, in bunte Folie verpackt). Rolf Kessler, immer ein sicherer Wert, brachte ein hübsches Krick-Baby mit, und Beat Jäggi brachte passend zur Diskussion vom Nachmittag eine kleine Auswahl von Segelflugmodellen aus den goldenen (?) 1970er Jahren.

Moswey-Pläne

Obwohl der offizielle Teil der GV erst für den Nachmittag angesetzt war, war doch schon am Vormittag Zeit für den ersten «geschäftlichen» Höhepunkt des Tages. Unser Archivar Beat Galliker übergab die von Lukas Schaub über Jahre zusammengetragene, umfangreiche Sammlung von Unterlagen zu den Moswey-Segelflugzeugen an Thomas Fessler und Daniel Steffen, Vertreter der Stiftung Segelflug-Geschichte. Damit wurde ein wichtiger Schritt zur langfristigen Sicherung dieser wertvollen Unterlagen vollzogen. Jetzt sind sie bei der IGA und bei der Stiftung digital abgelegt, die Papierkopien liegen ab jetzt bei der Stiftung.

Kulinarischer Höhepunkt und Abschied

Über Mittag folgte bereits der nächste Meilenstein, und es endete eine Epoche in der Geschichte der IGA. Es war unser letztes gemeinsames Mittagessen im Restaurant Kapelle von Chantal und Raphael Studer – natürlich noch einmal in der schon längst gewohnten Qualität und Atmosphäre. Leider gibt die Familie Studer das Restaurant im März 2020 auf, und wir müssen für zukünftige Treffen eine neue Lösung finden. Danke, Chantal und Raphael Studer für die immer vorzügliche Bewirtung über die Jahre!
Nach dem Mittagessen folgte der offizielle Teil der GV. Ablauf und Beschlüsse der GV werden im offiziellen Protokoll festgehalten. Deshalb folgen an dieser Stelle lediglich einige Anekdoten ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Verbindlichkeit.

Das Ende eine Ära – unser Archivar tritt zurück

Nachdem er bereits vor einem Jahr altershalber als Redaktor der IGA-Info zurückgetreten war, trat Beat Galliker nun auch als Archivar zurück. Die Übergabe der Moswey-Unterlagen war damit seine letzte offizielle Amtshandlung als Betreuer des IGA-Archivs.
In seinen 15 Jahren hat Beat das Archiv längst nicht nur «verwaltet» und Neuzugänge an Material «eingepflegt»! Dank seiner umsichtigen Arbeit hat unser Archiv den Sprung von der Stein- oder Papierzeit ins heute geschafft und liegt jetzt praktisch vollständig digitalisiert vor. Und zwar nicht als Papier- und Datenhaufen, sondern sauber geordnet und gepflegt – eine unschätzbar wertvolle historische Dokumentation und ein Arbeitsinstrument für Historiker, Flugzeug- und Modellbauer!
Als Dankeschön erhielt Beat Galliker zwar kein «grosses» Segelflugzeug, aber immerhin ein Modell, einen Airfish, der ihm bei der Gestaltung seiner neuen Freizeit helfen soll. Wir wünschen ihm viel Spass daran! Und noch viel wichtiger: Noch viele gute Jahre zusammen mit seiner Familie und bei der Pflege seiner vielfältigen kulturellen Interessen – inkl. der Beschäftigung mit kulturell wertvollen Segelflugzeugen! Als weiteres, symbolisches Zeichen unseres Dankes ernannte die IGA Beat Galliker zum Ehrenmitglied – eine sehr, sehr verdiente Ehrung!
Zum Glück fanden wir mit Raymond Feller einen Nachfolger samt Archivraum. Raymond wird sich im perfekt geführten Archiv sicher schnell zurechtfinden und einarbeiten – wir danken ihm jetzt schon herzlich für die weitere Betreuung dieses Schatzes!

Antikmodellflug und «Aroser»

Das zweite grosse Thema der diesjährigen GV betraf unsere Aktivitäten im Antikmodellflug. Seit einigen Jahren nimmt die Anzahl der Teilnehmer an unseren Anlässen mit Schwerpunkt Antikmodelle ab. Besonders der traditionsreiche «Aroser» ist quasi zu einer Insiderveranstaltung geschrumpft, sodass wir uns überlegen müssen, ob der Anlass weiter durchgeführt werden soll und kann.
Es gibt sicher verschiedene Gründe für dafür. Aber offenbar werden potenzielle Teilnehmer durch die Angst abgeschreckt, sie dürften sich ohne Modell aus der schweizerischen Sperrholz-Ära gar nicht in Arosa sehen lassen. Dies trifft zwar schon seit Jahren nicht mehr zu. Aber offenbar hält sich der Irrtum hartnäckig in den Köpfen vieler Freunde von älteren, alten und antiken Segelflugmodellen.
Daher stellte der Vorstand den Vorschlag zur Diskussion, an unseren Hangflugtreffen versuchsweise Modelle bis zum Konstruktionsjahr 1980 als «antik» zu anerkennen und die Ausschreibung der diesjährigen Treffen entsprechend anzupassen. Auch ein Entwurf für eine entsprechende Anpassung der IGA-Statuten wurde vorgestellt und diskutiert.
Die Voten aus dem Plenum waren ausnahmslos positiv, auch wenn natürlich noch nicht alle Fragen abschliessend geklärt werden konnten. Der Vorstand nimmt als Ergebnis aus der Diskussion mit, dass die Ausschreibung der Treffen im Jahr 2000 versuchsweise angepasst werden soll. Modelle bis zum Konstruktionsjahr 1980 werden als «antik» anerkannt und sind an den Treffen willkommen. Auf vielfältigen Wunsch soll auch der Einsatz von Elektromotoren als Start- und Heimkehrhilfe versuchsweise gestattet werden. In einem Jahr wollen wir Bilanz über diesen Versuch ziehen und über das «wie weiter», wie auch über eine mögliche Anpassung der Statuten beschliessen.
Nach dieser wichtigen und konstruktiven Diskussion war noch Zeit für eine letzte Tasse Kaffee und die Verteilung der Kuchenreste. Anschliessend löste sich die Versammlung auf. Die letzten durften noch mithelfen, den Saal aufzuräumen und dann gings – diesmal ohne Händedruck und Küsschen – für alle auf den Heimweg.
Vielen Dank für alle Beiträge zur diesjährigen GV und auf ein Wiedersehen nach der Corona-Krise, ob an einem Flugtreffen oder am IGA Herbsthock – an einem neuen Ort.

Beat Jäggi